Donnerstag, 1. Juli 2010

Sexualität und Transformation


Sexualität hat in unserer Zeit, in unserer Gesellschaft einen hohen Stellenwert. Das ist nicht immer so gewesen. In England kannte man das aus unserer Sicht als sexuell verklemmt geltende puritanische Zeitalter, oder denken wir an das Ideal der Enthaltsamkeit, das besonders im Mittelalter viele Menschen ergriff. Heute macht anderswo der radikale Islam von sich reden, der sicherlich nicht ganz zu Unrecht unsere sexuelle Freizügigkeit als dekadent betrachtet. Welches Verhältnis aber sollte der geistig strebende Mensch, also derjenige, der an seiner Transformation arbeitet, zur Sexualität einnehmen? Auch hier sind die Ansichten geteilt, sind wir nicht unbeeinflußt von der Zeitströmung und den Resten der Vergangenheit. Sexualität gehört auch für den geistig Strebenden zu den unausgeleuchtetesten Themen.
Sollten wir die Sexualität frei ausleben? Eventuell auch mit verschiedenen Partnern? Oder sollten wir die sexuellen Regungen unterdrücken? Lässt sich Sexualität überhaupt transformieren? Und wenn, dann wie? Zur Beantwortung dieser Fragen ist es deshalb wichtig zu untersuchen, was Sexualität überhaupt ist, und woraus die sich wandelnden Wertungen ihrer Rolle verstehen lassen.

Die ursprüngliche Funktion der Sexualität, wie wir sie im Tierreich und auch schon im Pflanzenreich beobachten können, ist nichts anderes als die Sorge um die Nachkommenschaft .
Im Pflanzenreich spielt sich die Sexualität ausschließlich unter kosmischen Ereignissen ab. Die Frühlingszeit ist die Zeit der pflanzlichen "Liebe", die sich allerdings völlig ohne Gefühl, ohne Erregung abspielt. Auch die Sexualität des Tieres steht wesentlich noch unter kosmischen Vorzeichen, allerdings spielen da schon Erregung und Gefühle eine gewisse Rolle, die aber bei den meisten Tieren eben nur zur Brunftzeit aktiviert werden.
Auch die Anfänge der Menschheit waren noch unter kosmischen Einfluß, von dem er sich allerdings immer mehr entfernte. Das führte schließlich dazu, daß sich der Mensch immer mehr als Einzelwesen empfand, inmitten ei nes Kosmos, in dem er sich ungeborgen fühlte.
Diese Loslösung vom Kosmos trug die Möglichkeit zur Chaotisierung des gesamten Daseins in sich, da eben der Mensch nicht mehr direkt von ihm beeinflußt ist. Sexualität diente seither nicht mehr ausschließlich der Fortpflanzung, sondern wurde Mittel zum Zweck, ja sogar reiner Selbstzweck.
Es wurde Aufgabe der Religionen, immer wieder diese ausufernden Begierden einzudämmen, damit sie nicht zur Zerstörung des gesellschaftlichen und persönlichen Lebens (Krankheiten) führten.

Heute wirft man dem Christentum Sexualfeindlichkeit vor. Dieser Vorwurf trifft jedoch mehr oder weniger alle Religionen, aus oben genanntem Grund. Dass wir heute, selbst bei den abnormsten Praktiken, und unverhüllter Darstellung der Sexualität kaum noch Scham empfinden, sondern uns unserer "Freiheit" rühmen, ist nicht ein Zeichen der Weiterentwicklung, sondern tatsächlich des Verfalls. Ein weiterer Schritt auf den Abgrund zu.
Wir sehen das u.a. auch deutlich daran, daß die sexuellen Begierden selbst vor Kindern keinen Halt mehr machen.
Noch empört, man sich darüber, aber an homosexuelle "Ehen" hat man sich auch schon gewöhnt. Es gibt eben keine Grenze, wenn man nach den eigenen Begierden geht! Und tatsächlich ist es so, dass unsere Begierden uns schon weitgehend zum Maßstab geworden sind! Woher sollte auch eine Einschränkung kommen, wenn man die Religionen ablehnt?
Doch genügt es, die Sexualität einzuschränken? Gewiß nicht!
Denn wir wissen gerade aus puritanischen Zeiten, wo die Sexualität unterdrückt wurde, dass daraus nur Unheil resultierte. Freud wurde ja bekannt durch seine Aufdeckung sexueller Verdrängungen. Sex, in der Folge allerdings als zur Gesundheit dienlich anzusehen, schießt ebenfalls am Ziel vorbei.

Letzten Endes kommt es tatsächlich darauf an, Sexualität lediglich zur Fortpflanzung zu praktizieren bzw. ganz zu überwinden.
Das ist selbstverständlich keine Norm, die der Gesellschaft als Ganzes übergestülpt werden kann und zu deren Einhaltung jeder verpflichtet sei. Wünschenswert ist lediglich, daß das Wecken sexueller Vorstellungen und Begierden durch die Medien und die Gesellschaft wieder geächtet werden.
Dann laden wir wenigstens nicht mehr die Schuld auf uns, den Kindern falsche Leitbilder zu vermitteln. Weiterentwickeln kann sich der Mensch ohnehin nur noch durch persönlichen Entschluß. Dazu ist Orientierung nötig.

Weshalb sollte nun die Sexualität letztendlich über -wunden werden?
Wir sagten bereits, dass Sexualität der Fortpflanzung dient, dass die Sexualität, je mehr sich die Lebewesen selbst wahrnehmen können, mit Empfindung und Gefühl verknüpft ist, und aus der kosmischen Regelung der persönlichen Willkür anheimfällt. Sexualität wird auch von den Tieren als angenehm empfunden. Das ist deshalb der Fall, weil sich in ihr das Lebewesen seiner selbst am meisten bewußt wird.

Da Sex als angenehm empfunden wird, ja sogar am schönsten, ist mit dieser Empfindung gleichzeitig das Verlangen nach Wiederholung gegeben. Dieses Verlangen nach Wiederholung kann allerdings hauptsächlich nur beim Menschen in Erscheinung treten, da dazu gehört, dass man sich an Empfindungen erinnern kann. Sonst ist man nur auf äußere Auslöser, also Reize angewiesen. Bei einem Tier kann dieses Verlangen nicht entstehen, da es Gefühlsinhalte nicht selbsttätig aktivieren kann. Es ist also ausschließlich auf äußere Reize (Kosmos o. Beispiel der Artgenossen) angewiesen.
Wenn etwas so schön ist, und das sonstige Leben so viele Enttäuschungen bereithält, kommt dann der Mensch schnell wieder auf das Verlangen nach Sex. Je mehr aber das Verlangen gepflegt wird, um so größer wird es, d.h. um so häufiger möchte man Sex, oder er ist um so intensiver. Kurz, man kann tatsächlich völlig sexbesessen werden.
Triebtäter sind schließlich auch nur Menschen, die eine große Begierde haben, die sie aus irgenwelchen Gründen nicht befriedigen konnten, und die nun eben dermaßen nach Befriedigung drängt, daß sie Hindernisse gewaltsam niederreißt.
Andererseits erfolgt auch hier, wie in allen anderen Bereichen des Daseins eine Gewöhnung, d.h. Reize, die früher stark stimulierten, rufen nun nur noch ein Gähnen hervor, sodass der Mensch für die gleiche Befriedigung stärkere Reize benötigt. So werden schließlich immer mehr Tabus durchbrochen.

Vor Jahrzehnten, um ein Beispiel zu nennen, war eine nackte Frau in einem Kinofilm noch eine kleine Sensation. Schon wenn sich jemand küßte, wurde dies von Bemerkungen Jugendlicher begleitet. Wie sieht es dagegen heute aus? Es kommt in der Tat darauf an, daß die Sexualität entmystifiziert wird, in dem ihre psychischen "Wirkmechanismen" durchschaut werden. Nur so kann unser Leben gesunden.
Allgemein hört man die Ansicht, und es gibt sogar Ärzte, die diese weitergeben, daß mehr Sex neurotische Probleme oder Unterleibsbeschwerden lösen bzw. heilen würde.
Das ist nicht ganz von der Hand zu weisen, aber nur dort, wo eben Sex, bewußt oder unbewußt, einen hohen Stellenwert hat. Eine wirkliche Lösung ist es allerdings nicht.
Das Wesen der Sexualität besteht bekanntlich im Spannungsaufbau durch Stimulierung, hervorgerufen durch äußere oder innere Reize (z. B. Vorstellungen) und der auf dem Gipfel erfolgenden Entspannung, die wie ein Kollaps erfolgt.
Unser verkopfter Lebensstil baut im Laufe eines Tages eine gehörige Portion Spannung auf, d.h. es tritt ein Mißverhältnis zwischen der Seele, die Erfüllung sucht, und den Anforderungen des Tages, die diese Erfüllung nicht bringen, auf.
Dieser Lebensstil kann ebenfalls ein wesentliches Element der Sexualisierung unseres Daseins sein, da die Seele in der Vorstellung lebt, Sex bringe Entspannung, Erfüllung, - besonders nach vorangegangener Spannung. Wo sexueller Betätigung, aus was für Gründen auch immer, nicht nachgegangen wird, kann es deshalb zu nächtlichen sexuellen Träumen und (oder) Pollutionen kommen.
Ein Mensch, der genug Erfüllung erlebt, der täglich viel Freude hat, ein Mensch, der ausgeglichen ist, wird des halb weniger sexuelles Verlangen haben.
Ein spiritueller Mensch ist ein Mensch, der sich im Kosmos geborgen weiß (bzw. es anstrebt) und der deshalb auch im Alltag entspannter und ausgeglichener lebt. Er hat es nicht nötig, sich durch Vorstellungen große Reize aufzubauen, die zu Spannungen führen, nur damit er dann wieder entspannen kann. Ihm ist Sexualität nicht die größte Erfüllung, sondern das Leben an sich(Gott).
Freilich, das Problem bei den meisten Menschen besteht ja darin, das unbewußt sich schon genügend reizvolle Vorstellungen manifestiert haben und dieser Aufbau durch den äußeren Einfluß, den wir durch die Medien oder an dere Menschen ausgesetzt sind, weitergeführt wird. Deshalb ist es wichtig, auch diese äußeren Reize ganz nüchtern zu betrachten. Dann zeigt sich, daß hier,wie auch in anderen Bereichen nur künstlich etwas hochstilisiert wird.

Die primären Geschlechtsmerkmale sind so gestaltet, daß sie der Vereinigung zwecks Fortpflanzung am besten die nen, und als solche keinesfalls reizvoller als andere Körperteile. Im Gegenteil.
Ein männlicher Körper wird oft dann als schön empfunden, wenn er die Vorstellung von Kraft vermittelt. Eine Vorstellung, die ursprünglich auch nur aus dem Verlang en nach Fortpflanzung kam, da lebensfähige Kinder gewünscht wurden.
In gleicher Weise galt ein fülliger weiblicher Körper mit breitem Becken und großen Brüsten als reizvoll. Von dieser ursprünglichen Vorstellung, die aber noch z.T. im Orient verbreitet ist, sind wir westlichen Menschen weitgehend abgekommen.
Soviel aber sollte bis jetzt deutlich geworden sein, daß das was reizt, und die Intensität eines Gefühles ausmacht, keinesfalls nur natürlich, sondern überwiegend "kulturell" bedingt ist.
Deshalb muß niemand mehr länger drängenden Trieben, Begierden ausgesetzt sein, sondern der Mensch ist in der Lage, auf das natürliche Maß zu kommen, das eben in der Fortpflanzung besteht, oder eben (wenn keine Kinder gewünscht werden) auch im völligen Loslassenkönnen, wie das schon immer bei zahlreichen Yogis, Mönchen und Nonnen geschehen ist, ohne dass diese dabei irgendwelchen Schaden nahmen.

Vielleicht wird nun der eine oder andere Leser meinen, Sex habe doch auch etwas mit Liebe zu tun.
Gewiß sind solche Vorstellungen im Menschen miteinander verknüpft und deshalb auch wirksam. Doch müssen zwangs läufig diese Vorstellungen miteinander verknüpft sein? Kann man lieben ohne Sex?
Dort, wo die Liebe rein ist, und wir zeigten ja, wie sie rein werden kann, kommt sie ganz sicher ohne Sex aus. (Es sei an dieser Stelle hingewiesen auf ein Buch, das bereits 1987 erschien, und viell. noch erhältlich ist: Gabielle Brown "Liebe ohne Sex", Ullstein Tb 34447) Natürlich besteht das Wesen der Liebe in der Synthese, und so kann sich auch das körperliche Einswerden ganz natürlich ergeben. Gesetzmäßig ist dabei, daß wenn zwei Gegensätze sich vereinen, ein Drittes sich ergibt. Das wäre in diesem Falle das Kind.

Kann man aber dort, wo die Befruchtung verhindert wird, von einer wirklichen Vereinigung reden? Zum anderen definiert sich ja der Mensch objektiv (subjektiv tut er es leider allzu oft) nicht über den Körper. Sondern von anderen Lebewesen unterscheiden wir uns wesentlich dadurch, daß wir selbständige Seelen -und Geistesinhalte haben.
Wirkliche Vereinigung, also wirkliche Liebe, würde des halb eher bedeuten, daß wir an dem interessiert sind, was den Partner bewegt, dass wir Verständnis für ihn er langen, und ihn damit "in uns" aufnehmen, ja, daß man zu gemeinsamem Wirken gelangt. Dazu gehört allerdings Treue. So verstanden, zeigt sich die Sinnhaftigkeit der Ehe.

Wer sich aber wesentlich von Begierden und Gefühlen leiten läßt, ist unfähig zur Ehe, und damit zu wahrer Liebe. Ein Phänomen, das sich gerade in unserer Zeit zeigen muß.
Der spirituelle Mensch allerdings sucht vor allem in Harmonie mit Gott zu kommen, weil er weiß, dass nur dann, wenn die Grundlage stimmt, auch das andere, also die Ehe funktionieren kann.
Ein äußeres Zeichen für diese Gesinnung war die Eheschließung vor dem Altar, d.h. vor dem "Angesicht Gottes".

Vom Tod zum Leben


Burkhardt stand unter einer graustämmigen Buche. Seine Augen irrten leer und ausdruckslos über das feuchte und leicht faulig riechende Laub, hinüber zu der schmutzigen giftgrünen Flasche und dem zerknüllten, durchweichten Zeitungspapier, das unter einem Strauch lag. Dann sah er auf und sah das Dunkel der ihn umgebenden Bäume, satt vom Regen der vergangenen Woche und den Himmel durch die Zweige hindurch wie trübes, schmutziges Aufwaschwasser. Und da fühlte er die Qual eines zerbrochenen Traumes. Er hatte Kopfschmerzen bekommen.
Es war alles so anders als er es sich vorgestellt hatte.
Nichts war von den Verheißungen der lockenden Frühmorgenssonne geblieben, die ihn hinausgezogen hatte mit Bildern von lichtdurchschienenen grünen, gelben und blauen, etwas verschwommenen Punkten, wie man sie auf Farbaufnahmen sieht, die einen unscharfen grünen Hintergrund mit etwas Himmel haben und mit der Erinnerung an eine einsame, schwerzugängliche Lichtung, die durch umgerissene Bäume und Niederholz wie von einer Mauer umgeben war, in der hohes Riedgras wuchs, und in der man Lust bekam, sich auszuziehen und an eine gefallene Birke gelehnt oder im Gras liegend die Wärme und den einzigartigen Geruch des Waldes einzuatmen, die Schmetterlinge bei ihrem lautlosen Spiel zu beobachten, zu lesen oder einfach nur stille und nichts willentlich denkend offen sein für Wirkungen von "außen".
Statt dessen war die Sonne hinter eine große graue Decke geschlüpft und hielt Burkhardt zum Narren.
Unmerklich war der aufsteigende Dunst in sich zurückgesunken und schwelte am Boden entlang.
Was sollte er noch länger hierbleiben! Es war sinnlos zu warten, daß die Sonne wieder raus kam und es machte keinen Spaß, ohne sie durch den Wald zu gehen. Als er dies dachte, bemerkte er den Widerstand einer Erkenntnis, die ihm sagte, daß er bleiben solle, wenn er lernen will, als Mensch über die Natur, über seine eigene Natur zu herrschen.
Es kam ihm in den Sinn, daß die Verknüpfung en von sonniger Wald - "gut und schön", und dunkler nasser Wald - "schlecht", Lüge waren. Alles war schön und gut, wenn man selbst die rechte Einstellung dazu hatte. Es war das gleiche, wie wenn einer klassische Musik liebte und ein anderer ihr nicht mal fünf Minuten lang zuhören konnte. Und er, Burkhardt war nun der letztere von beiden. Was war nun klassische Musik, und was war der Wald wirklich?
Sie waren sich selbst genug und riefen je nach gespeichertem Programm des "Datenempfängers Mensch" eine ablehnende oder annehmende Reaktion aus.
Konnte denn der Mensch nicht denken, sollte es nicht möglich sein, das eigene Programm ständig zu ändern? Es mußte möglich sein, und Burkhardt beschloß, sich über seine Enttäuschung, dass er keinen sonnigen Wald gefunden hatte, hinweg zu freuen.
Er ging und sah eine ganze Weile einer Amsel zu, die wenige Schritte von ihm entfernt im Laub scharrte und versuchte, zu lächeln und froh zu sein und Freude in sich zu spüren. Doch seine Anstrengungen verstärkten die Kopfschmerzen und die leise Schwermut nur noch mehr.
Er fand keine Beziehung zu diesem Wald. Das negative Vorzeichen blieb, obgleich das Positive des Waldes durchaus existent war, aber es existierte außerhalb von ihm und rief in seinem Herzen keinen Widerhall hervor. Das muß der Tod sein, dachte er. So muß man ihn empfinden: Um einen herum das Leben, doch man selbst war davon isoliert, die Lebenssäfte hatten keinen Zutritt zu einem und was dann übrig blieb, war eben Qual. Gab es denn Erlösung aus dem Tod? - Nein.
So bleibt dir also nichts anderes zu tun, als auf der Schattenseite des Todes zu bleiben und dich damit zufrieden zu geben. Er ging jetzt auf einem Nadelteppich, streifte die dürren Ästchen von Fichten, hörte Stimmen, die seinen Willen anstachelten, gegen seinen jetzigen Zustand des Schmerzes aufzubegehren, doch er blieb fest: Nicht zu kämpfen, da er sich doch nicht befreien konnte , Das bedeutete, sich in das, was man allge meinhin als "Schicksal" bezeichnete, zu ergeben und als er dies wirklich tat, spürte er plötzlich, wie alles Schwere und Dunkle von ihm wich, wie die Kopfschmerzen wie weggeweht wahren. Er sah jetzt den Wald mit ganz anderen Augen an, mit einem Herzen, das ins Leben zurückgekehrt war und das Liebe und Freude empfand.
Er blieb stehen, und sah zu, wie die Vögel von Zweig zu Zweig hüpften, er sah Regentropfen wie silbrige Perlen im Moos blitzen, und er konnte nicht widerstehen, sich mit seinen Jeans in dieses Moos zu setzen und ein Stückchen aus der Erde zu reißen. Es war irgendein besonderes Moos und sah aus wie eine Anhäufung von Palmen en miniature. Wie war alles so schön und vielgestaltig! Es war wunderbar und Burkhardt war glücklich.
Nichts war schlecht oder gut, wenn man auf der Seite des Lebens stand. Da gab es nur Vielfältigkeit . Nur auf der Seite des Todes hatte man gute und schlechte Gefühle und teilte, die ganze Welt in gut und schlecht auf.
Dann begann er da rüber nachzudenken, wie diese Veränderung mit ihm geschehen konnte, wie es möglich war, daß er von der trüben, zerstörerischen Stimmung erlöst und augenblicklich in eine unzerstörbare heitere Ruhe der Glückseligkeit versetzt wurde. Er sah klar, daß der Grund für seinen Mißmut die enttäuschten Hoffnungen und Wünsche waren und es kam ihm wieder die Zeit zu Bewußtsein, wo er tiefgehende Wünsche hatte, die sich nicht erfüllten und wie seelisch krank er da von geworden war.
Er erinnerte sich, daß es ihm nicht gelang, einen Beruf zu ergreifen, der ihm Freude machte. Er erinnerte sich, wie sehr er ein Mädchen geliebt hatte und wie sie seine Liebe nicht erwiderte. Und er dachte daran, wie er einen internationalen Korrespondenzklub einschließlich einer vielsprachigen Klubzeitung gründen wollte, und wie er keine Genehmigung dazu erhielt.
Es war dies eine harte Zeit gewesen. Doch in ihr hatte er gelernt, daß unerfüllte Wünsche immer Leid nach sich ziehen und daß man dort, wo man die Umstände nicht ändern konnte, einfach nur seine Einstellung zu ändern brauchte .
Burkhardt ging leicht und unbeschwert zu seinem Moped, das er am Waldrand abgestellt hatte .
Er sah, wie eine Frau den Weg entlangkam und wie zwei kleine Mädchen vornweg hopsten und wie ihre Pferdeschwänze lustig im Takt wippten.
Als die Frau bei ihm war, fragte sie "Entschuldigen Sie, geht es hier nach Birnsbach?" Sie lächelte freundlich und er spürte, dass er sie liebte, genau wie er ihre Kinder liebte, die ihn nun auch umstanden, und wie er alle Menschen geliebt hätte, die ihm jetzt begegnet wären.
Er sagte ihr die Richtung, sie bedankte sich, dann setzte er sich auf sein Moped und fuhr davon, Eins mit sich und Eins mit der ganzen Welt.
Und nun ahnte er auch etwas davon, daß der Mensch im Grunde nichts zum Leben benötigte. Man konnte ganz genügsam und doch glücklich sein. Es war lediglich eine Sache des Denkens. (DDR, 1972)




Mittwoch, 30. Juni 2010

Gedanken zur Päexistenz

Wenn es “etwas” gibt, das unseren physischen Tod überdauert (was Lehre einer jeden Religion, einschl. des Christentums ist) , dann muss das, was den Tod überdauert auch schon vor unserer Geburt vorhanden gewesen sein. Denn würde jenes “etwas” erst mit der Geburt beginnen, also seine Ursache im Materiellen haben, dann müsste es auch mit dem Tod, der Auflösung des physischen Körpers vergehen. Das ist logisch und daran kann kein Zweifel bestehen.
Christlicher Glaube ist, dass es die Seele sei, die den physischen Tod überlebe und folglich auch vor der Geburt bereits existiert haben muss, also präexistent ist.
Dafür haben wir auch biblische Belege: 1. Mose 25,22-26; Jer. 1,5 u. Luk. 1,13-17.
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Die Aussage Jesu belegt doch gerade - zumindest seine eigene Präexistenz!
Die anderen belegen sie sehr wohl. Von Johannes dem Täufer heißt es, er sei - nach den Aussagen Jesu - der wiederverkörperte Elia.
Auch Jeremia, Jakob und Esau tragen bereits im Mutterleib ihre seelische Bestimmung in sich. Diese Bestimmung hat sich nicht aus dem nach der Geburt folgenden Leben ergeben, sondern dies ist nur die Erfüllung der vorgeburtlichen Bestimmung!
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Der Knackpunkt ist weniger, dass Gott alles weiß, sondern, dass die Menschen vor der Geburt bereits mit spezifisch menschlichen Fähigkeiten oder Mängeln begabt sind. Ja, und von Johannes dem Täufer heißt es ausdrücklich, dass er der Elia war!

Wie ich schon oben schrieb. Aus logischem Denken allein schon, muss sich eine Präexistenz ergeben, wenn es eine Postexistenz gibt.
Sonst hätten wirklich die Materialisten recht, und wir könnten alle Religionen (einschließlich des christl. Glaubens) auf der Müllkippe entsorgen.
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Nein, soetwas kommt nur heraus wenn man materialistisches Gedankengut an Hand der Bibel verbreitet.

Die Bibel und die Realität sprechen klar und deutlich von der Unabhängigkeit des Geister/Seele des Menschen von seinem physischen Körper und damit der ewigen Existenz.

Nur durch die Inhalte unserer Seele sind wir von Gott getrennt, aber nicht durch ihre Substanzhaftigkeit.
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Nun ja, wenn das so ist, müssten wir uns auch nicht mit Deinen Gedanken abgeben Du hast schließlich die Bibel nicht geschrieben.
Also bitte, was soll das.
Hier hat sich einer Gedanken über das "Wort Gottes" gemacht, genau wie Du, und er ist zu einer anderen Auffassung gekommen, die stimmiger ist als Deine. Folglich wäre es angebracht, Du würdest Dir dieses Buch zu Gemüte führen.
Es heißt:Und die Toten leben doch
Die Unsterblichkeit der Seele
Christliche
Literatur-Verbreitung
Postfach 11 01 35 • 33661 Bielefeld
(als PDF zum download)

Ich selbst habe nicht viel Lust es zu lesen, da ich das ohnehin schon weiß. Aber Dir zuliebe habe ich lustlos das herauskopiert (mehr Arbeit mache ich mir da nicht. Ist schließlich Deine Aufgabe):
"Der Tod bewirkt die Trennung des Leibes von dem Geist und von der Seele, die Trennung des inneren Menschen vom äußeren Menschen (2Kor 4,16ff.). Das bezeugt Gottes Wort vielfach."
»Und der HERR hörte auf die Stimme Elias, und die Seele des Kindes kehrte wieder in sein Inneres zurück, und es wurde lebendig« (1Kö 17,22).
(Folglich ist nicht die Seele tot, sondern sie kehrt wieder.)
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Wenn die Seele ewig lebt, ist sie lebendig, und dann kann sie - oder das Leben - wieder in den Körper zurückkehren.
Es kann aber nichts zurückkehren, was nicht mehr existierte.
Also ist die adventistische Ganztodlehre hinfällig.
Das besagt auch Mt. 10,28: "Fürchtet euch nicht, vor denen, die den Leib töten, die Seele aber nicht zu töten vermögen; fürchtet aber vielmehr den, der Leib und Seele zu verderben vermag (in der) Hölle."
Also, da der Tod des Leibes nicht die Seele tötet lebt sie weiter. Die Seele kann nur verdorben werden und das geschieht durch die Inhalte der Seele: Hass, Begierden, Egoismus etc. Diese können dann zu körperlichen Erkrankungen führen, also zum Verderben des Leibes. Hölle bezeichnet hier das Gefangensein in negativen Eigenschaften, Empfindungen.
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Wenn Geist, Seele und Leib bis zur Ankunft bewahrt werden sollen, müssen sie bis dahin existent sein.
Allerdings ergibt sich hier eine Schwierigkeit mit dem Leib. Entweder spielt hier die Naherwartung noch eine Rolle oder aber diese Bewahrung ist einfach in dem Sinne gemeint, dass man den Leib unbefleckt halte von Sünde (etwa im Sinne von Hebr. 13,4)

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1. Kor. 15,47 steht im Zusammenhang mit dem zweiten Menschen: Von ihm heißt es er sei vom Himmel.
Christen gehören zu den zweiten Menschen: 2.Kor. 5,17 „Daher, wenn jemand in Christo ist, so ist er eine neue Schöpfung. Das Alte ist vergangen, siehe es ist alles neu geworden.“

So ergibt sich, dass mit dem ersten Menschen derjenige Mensch gemeint ist, der sich mit dem physischen Körper identifiziert und dem Tod verfallen ist.
Der Tod aber nahm nicht durch Bakterien, Viren oder sonst etwas Äusseres seinen Anfang, sondern im Geist des Menschen selbst. Die ersten Menschen starben auch nicht plötzlich nach dem Sündenfall, sondern es dauerte sehr lange, ehe sie physisch starben.
Da erst der Geist ihnen den physischen Tod brachte, ist ganz klar, dass der Geist selbst nicht durch den physischen Tod vernichtet wird. Auch die Seele nicht, da sie ja der Mittler zwischen
Geist und Körper ist.

1.Mose 3,19 bringt lediglich den sinnenfälligen Tatbestand zum Ausdruck, dass beim Tod eben der materielle Körper wieder in den undifferenzierten materiellen Zustand zurückfällt.

Ps. 103,14 ist keine göttliche Offenbarung, sondern bringt lediglich den Glauben des Psalmisten zum Ausdruck.
4.Mose 16,22: "Ach Gott, der du bist der Gott des Lebensgeistes für alles Fleisch."
Hier ist von der Rotte Korah die Rede. Vers 16,22 beginnt:“ Und sie fielen auf ihr Angesicht und sprachen…“
Unabhängig von wahr oder falsch, bringen sie hier ihren Glauben zum Ausdruck, also auch keine göttliche Offenbarung über die Beschaffenheit des Menschen.
Richtiger müsstest Du sagen, mit Lebensodem wurde der Geist bezeichnet. Dieser Geist wurde nur dem Menschen eingehaucht. Er ist ungeschaffen, Atem von Jahwes Atem oder besser Geist von seinem Geist! Es ist jenes, was uns vom Tier unterscheidet. Tiere sind nur Seele. Wir haben eine Seele. Und das was sagt, ich habe dies, ich habe das - das ist die unsterbliche ewige Geistsubstanz.
Außer den biblischen Belegen für die Präexistenz, lieferte Hypo hier einen beeindruckenden Erfahrungsbericht. Bibel und erfahrbare Realität im Einklang! So muss es sein!
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Das muss nicht Aussage der Bibel sein. Sie kann nicht jede einzelne Wahrheit enthalten, wenn nicht einmal "(die Welt?) alles fassen könnte, was Jesus getan hat", wie ein Evangelist (Johannes?" schreibt. Die Bibel gibt nur einen Rahmen, ein paar Eckpunkte.
Es gibt keine "deine" und "meine" Logik. Logik ist die adäuate Verbindung zweier oder mehrerer Sachverhalte. Wenn das Wort "Ewigkeit", oder "ewig" einenSinn haben soll, dann kann es nicht durch Zeit eingeschränkt sein.
Also ergibt sich aus Logik, dass wir schon immer existierten. Alles andere ist unlogisch und damit falsch!
Als selbstbewusste Geschöpf haben wir natürlich einen Anfang. Das begann mit Adam.

In den Versen vorher geht Jesus auf eine Prophezeiung ein (Mal. 4,5-6: „Siehe ich sende euch Elia…“, also ganz klar gesagt, nicht nur jemand, der im Geiste Elias kommt) und dann sagt Jesus ganz dezediert über Johannes den Täufer: "Und wenn ihr es gelten lassen wollt: Ja, er ist Elia, der wiederkommen soll." (Mt. 11,14).
Hier nun noch ein paar Zeugnisse aus unserer Zeit, die Hypos Traum bestätigen:

Ich sah, dass ich vor meiner Geburt wußte, vor was ich stehen würde, und das ich mit Gott zusammen das Drehbuch für den Verlauf meines Lebens geschrieben hatte. Ich wußte, dass Verwirrung und Kummer meine Begleiter sein würden. Ich wählte meine Eltern und sogar verschiedene Freunde, bevor ich auf die Erde kam.
Die Möglichkeit, in einfacheres Leben zu haben, stand mir immer offen, aber ich bot mich freiwillig an, ich opferte mich, denn ich liebte die Menschen, die meine Familie werden sollten, und wollte mit ihnen zusammen sein."
(Angi Fenimore "Jenseits der Finsternis - Eine Nah-Todeserfahrung die in die Schattenwelt führte", Knaur 1996)

Ein männlicher Geist versuchte, einen sterblichen Mann und eine sterbliche Frau auf Erden zusammenzubringen - die beiden sollten seine zukünftigen Eltern sein. Er spielte Amor, und man machte es ihm nicht leicht. Der Mann und die Frau schienen in entgegengesetzte Richtungen zu streben und zeigten sich unwissentlich höchst unkooperativ. Das männliche Geistwesen unterwies sie, sprach mit ihnen, versuchte, sie dazu zu überreden, sich einander zu nähern. Andere spirituelle Wesen sorgten sich, als sie sahen, wie schwierig es für ihn war, und sie nahmen sich der Sache an. So versuchten mehrere, die beiden jungen Leute >zu verkuppeln<. Man erklärte mir, daß wir uns in der geistigen Welt mit bestimmten spirituellen Brüdern und Schwestern, denen wir besonders nahestanden, verbinden würden. Wir schlössen eine Art Pakt mit diesen Wesen, als Familie oder Freunde zur Erde zu kommen. Diese spirituellen Bande waren das Ergebnis der Liebe, die wir nach einer Ewigkeit des Zusammenlebens füreinander empfanden."

"Wir wußten um die Einflüsse, die wir später während unseres Lebens aufeinander ausüben, und die physischen und verhaltensmäßigen Eigenschaften, die wir von unserer Familie erhalten würden. Wir kannten den genetischen Code der sterblichen Körper und die; physischen Besonderheiten, die wir haben würden. Wir wollten und brauchten sie."
(Betty J. Eadie "Licht am Ende des Lebens", Knaur, 1994)

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Also der Text in Mal. 4,5-6 lautet: „Siehe, ich sende euch Elia den Propheten…“
Es ist Usus, wenn sich keine zwingenden Gründe ergeben, einen Bibeltext so zu nehmen, wie er ist. Aber, obwohl sich aus dem Bibeltext, nicht ergibt, dass jener der kommen soll, nur im Sinne eines Elia kommt, behauptest Du „die persönliche Rückkehr (ist) nicht die Aussage von Maleachi“. Du interpretierst also etwas in den Text hinein und behauptest, Deine Auslegung sei stimmiger als der Bibeltext selbst!

Müsste er etwas davon wissen? Hätte er nur mit diesem Wissen seine Aufgabe erfüllen können? Wusste er überhaupt, dass er „im Geist und der Kraft“ des Elia einherging? - Ja, im Gefängnis zweifelte er sogar an Jesus, ob er der Verheißene sei, den er doch bei der Taufe als solchen bezeichnet hatte!
Das Wissen, ob man selbst weiß, ob man dieser oder jener sei, kann kein Beleg dafür sein, dass man etwas nicht ist, weil man es nicht weiß.

Schön, dass Du jenes Beispiel bringst, an das ich gestern auch gleich dachte, als ich meinen Text postete. Diesen Zusammenhang wollte ich nämlich auch herstellen, um zu demonstrieren, dass Elia tatsächlich Johannes war.
Man muss sich ja fragen, wollte Jesus mit der Verklärung lediglich ein Schauspiel für die Jünger veranstalten oder hatte die Begegnung mit Mose und Elia auch für ihn selbst einen Sinn?
Wenn man weiß, welche Rolle die beiden in der Heilsgeschichte Israels spielten, dann waren sie gewissermaßen Experten, deren Wissen sich Jesus sicher gern zu Nutze machte.
Hätte die Rolle des Johannes ein geringerer spielen können? - Wo doch selbst Jesus von Johannes sagte, er sei der Größte unter den, „von Weibern geborenen“ (Mt. 11,11) ? - Selbst wenn Johannes der Täufer nicht Elia gewesen wäre, müsste man fragen, woher hatte Johannes seine Befähigungen? - Die hätte er sich ja irgendwo persönlich aneignen müssen!
Wenn Johannes der Elia gewesen sein sollte, dann war ja eben die Johannes-Existenz eine Rolle, also ist doch ganz klar, dass in der Verklärung derjenige, der eine Rolle spielte nicht im „Rollenkostüm“ erscheint, sondern als der, der er wirklich ist; also ist gerade auch diese Begebenheit ein Beleg für die Identität Elia=Johannes!

Der Sachverhalt war doch der, dass die Jünger sagten, vor dem Messias sollte doch eigentlich erst Elia kommen. D.h. die Jünger kannten zwar eine Prophezeiung aber waren selbst nicht geistig wach genug, um mitbekommen zu haben, dass sich diese Prophezeiung vor ihren Augen bereits erfüllt hatte ( hier könnte man gleich eine Mahnung zur Wachheit in unserer Generation einfügen, die ja auch sehr zu wünschen übrig lässt). Darauf macht sie Jesus aufmerksam, dass es je bereits geschehen sei. Johannes sei der Elia gewesen.
Da aber dieses Wissen nicht heilsnotwendig , oder den Jüngern kaum im Einzelnen klar zu machen war (weil ihnen die nötigen Begriffe fehlten), sagte er einfach „so ihrs annehmen“ also akzeptieren könnt. Es ist also nicht eine Lehr-, sondern eine Verständnisfrage.

Da irrst Du Dich. Reinkarnationsvorstellungen waren dem Judentum nicht unbekannt.
Flavius Josephus schrieb in „Geschichte des judäischen Krieges“ ( III, 8.5 ) : „ Wisst ihr nicht, dass die, die nach dem Gesetz der Natur aus dem Leben scheiden und die von Gott entliehene Schuld heimzahlen (…) reine Seelen behalten, die erhört werden, und in dem heiligsten Raume des Himmels wohnen , von wo sie im Verlauf der Äonen wiederum in unbefleckte Körper wandern dürfen.“
Oder nehmen wir Weisheit 8, 19-20: "Ich war ein wohl veranlagter junger Mann und hatte eine gute Seele empfangen: Oder vielmehr, weil ich gut war, kam ich in einen unbefleckten L e i b !"

Natürlich sind sie das. Und deshalb gerade überzeugend. Es sind nicht Theologen, die hier zu Wort kommen, sondern einfache, religiös und philosophisch ungebildete Hausfrauen.

Wenn dergleichen gehäuft bei den verschiedensten Personen vorkommt, dies in einem größeren Zusammenhang Sinn macht, dann lassen sich schon Rückschlüsse ziehen….
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Doch: Du hast gesagt, die Stelle „Ja, er ist Elia, der wiederkommen soll." (Mt. 11,14),sei nur in Deinem Sinne zu verstehen.
Was erwartest Du außerdem vom Volk? - Dass dieses aber durchaus die Wiederkehr bestimmter Personen für möglich hielt, zeigt doch die Stelle, wo Jesus seine Jünger fragte, was das Volk meine, wer er sei (Mt. 16,14):“etliche Johannes der Täufer(!);andere aber Elia; und andere wieder: Jeremias, oder der Propheten einer.“
Alles also Menschen, die nicht austauschbar sind.

Ja, wenn Du immer wieder den zitierten Text unterschlägst, steht dann nichts von der Reinkarnation. „Ja, er ist Elia, der wiederkommen soll." (Mt. 11,14).

Es ist richtig, dass Johannes ein Mensch von Fleisch und Blut war. So hatte ich es mit der Rolle, die er spielte, auch nicht gemeint, sondern so, dass der Charakter des Johannes bereits im Elia gegeben war und damit nicht Johannes, sondern Elia erscheinen musste. Deshalb rede ich ja davon, dass Johannes der wiederverkörperte Elia war.

Das ist Deine Interpretation des einfachen Sachverhaltes, den Josephus so ausdrückt, dass „Seelen in reine Körper“ geschickt werden. Er hatte als Jude durchaus das Wort Auferstehung schreiben können.
Das Buch Weisheit, das im Judentum gelesen wurde und dezidiert von der Reinkarnation spricht, hast Du wohlweislich weggelassen.
Zum Volksglauben s.o. Jesus als Jeremia, Elia etc.
Die New Standard Jewish Encyclopedia schreibt: „In der Kabbala (der einst mündlich tradierten Geheimlehre) taucht er (der Begriff „Reinkarnation“) zum ersten mal im Buch Bahir auf, und vom Sohar an wurde er von Mystikern allgemein übernommen; im Glauben und in der Literatur der Chassidim spielt er eine wichtige Rolle.“ Im heutigen Israel wird die Reinkarnation weitgehend als jüdische Lehre anerkannt.
Man würde also kaum auf solche Vorstellungen kommen, wenn sie das A.T. nicht hergäbe.
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Das soll je gerade erst geklärt werden, ob das eine "ausserbiblische Doktrin" ist. Wie es scheint ist sie aber sehr biblisch (s.u.).
Man kann nicht einfach die Kirchengeschichte nehmen und sagen, nur weil in ihr die Reinkarnation keine Rolle spielte, darf sie nicht als biblisch entdeckt werden.

Und wie wäre es dann bei „Jeremias oder der Propheten einer“ (Mt. 16,14) gewesen?
Könnte das dann unter dem Etikett „Reinkarnation“ laufen?
Außerdem was hat des Elia Ausgang aus dieser Welt mit seinem Eingang zu tun?
Johannes wurde ja geboren wie jeder Mensch, und eine reinkarnierte Seele, wird ja auch ganz natürlich geboren.
Außerdem hat ja nach biblischer Lehre jeder eine körperunabhängige Realität, oder bist Du ein Befürworter der Ganztodtheoerie?

Das muss ja wohl der Fall gewesen sein, wenn eben - wie Jesus es sagte - Johannes der Elia war.
Oder wo sollte sich Johannes die Befähigung für seinen Dienst angeeignet haben, da die Aufgabe schon vor Geburt feststand und damit auch schon die Befähigungen gegeben sein mussten?

Was mit der Seele zwischen Tod und Auferstehung geschieht kann man recht genau wissen.
Ein Leib ist niemals persönlich identifizierbar. Ein Leib ist das allgemeine. Jeder Mensch hat, wenn er unversehrt ist, ein Gesicht, Arme und Beine. Was soll da „persönlich identifizierbar“ sein?
Aber vielleicht meinst Du ja, dass sich das eine Gesicht vom anderen unterscheidet, einer kurze Beine hat, der andere lange Arme?
Ja, woher kommt das denn? Woher kommt diese persönliche Gestaltung des Leibes?
Was ist denn die Person? Ist es der Leib? Nein, kann er ja nicht sein. Also, woher das Individuelle des Leibes? - Richtig: aus der Seele! Und genauer? - Aus den ganz persönlichen Inhalten der Seele, ihren Gewohnheiten, Vorlieben und Abneigungen.
Seelischer Inhalt bleibt also nicht nur seelischer Inhalt, sondern hat sogar Gestaltungskraft auf den physischen Körper. Und das nicht nur bei der Auferstehung, sondern schon jetzt. - und da sich schon Babies unterscheiden, nicht nur seelisch, muss man fragen, woher kommen die seelischen Unterschiede der Menschen? - Da sind wir unweigerlich bei der Reinkarnation gelandet. Frühere Erdenleben bestimmten die Inhalte, mit denen Heute der Mensch auf die Welt kommt!

Ob ein „Leib“ gut sein kann, ist erstmal die Frage. Jedenfalls meinte der Schreiber, dass er eine „gute Seele“ hatte, die schon vor dem Leib existierte, und sie auf Grund des Gutseins einen „guten Leib“ bekam. Und das ist Reinkarnation. Der Umkehrschluss wäre - und das muss sein Hintergedanke gewesen sein - wenn ich eine „schlechte Seele“ gehabt hätte, hätte ich einen „schlechten Leib“ bekommen…

Sind Druiden und Germanen, die Eskimos, die Dakota usw. Ostvölker? - Die kennen nämlich auch die Reinkarnation.
Wieso soll Reinkarnation „bibelfremd“ sein? - Nur weil man bisher seine Aufmerksamkeit noch nicht auf die betreffenden Bibelstellen und den Lebenszusammenhang der Hl. Schrift gerichtet hat?

Sonntag, 20. Juni 2010

In jedem Jetzt ist Ewigkeit


Im Anfang war das Wort, und das Wort war Gott. Im Anfang war es bei Gott. Alles ist
durch das Wort geworden, und ohne das Wort wurde nichts, was geworden ist. Im
Anfang war es bei Gott. Alles ist durch das Wort geworden, und ohne das Wort wurde
nichts, was geworden war.“ (Joh 1,1 ff)

Was wir Abendländer Gott nennen, ist der Urgrund des Seins, aus dem sich alles
Sichtbare und alles Unsichtbare entfaltet. Wir wissen heute, dass es Materie eigentlich
nicht gibt. Sie ist nur dieser formgewordene, namenlose, rational nicht begreifbare
Urgrund allen Seins. Jedenfalls sagt uns das die Quantenphysik. Z. B. der Astrophysiker
Russell: „Es gibt eine transrationale Bewusstheit. Sie ist eine extraphysische und
außerseelische Fähigkeit. Die einseitige Absolutsetzung einer vernunftgesteuerten
Existenz befriedigt nicht mehr.“
Die ganze Welt ist der göttliche Bereich. Es ist der Evolutionsprozess, der als Kosmos sichtbar und, für uns unfassbar, Gestalt annimmt. Was wir Gott nennen, ist der zeit- und raumlose, formlose Ausgang aller Formen, das was Johannes vom Kreuz Leerheit und der Mystiker Tauler Grund nennt und andere sprechen von Wesensnatur oder dem Numinosen. Es ist eine a-personale Bewusstheit,die unsere Ratio weit übersteigt, die sich aber ständig in Formen und Wesen darstellt.

Mystik ist die Erfahrung des Kommens und Gehens dieser Urform, die als Dynamik
ständig in Strukturen erscheint. Gott ist Bewegung, die aufblüht und vergeht. Er/Es
offenbart sich als Hier und Jetzt. Es gibt nur Zeitlosigkeit, in der die Formen aufflammen
und erlöschen. Das klingt wie Pantheismus, als ob alles Gott wäre, ist es aber nicht.
Alles ist nur eine Welle in diesem Ozean Gott. Eine Welle bleibt eine Welle, aber sie ist
auch der Ozean. Aus diesem göttlichen Urgrund kann nichts, aber auch gar nichts
herausfallen. – In jedem Jetzt ist Ewigkeit. Zeit macht unser menschlicher Verstand.

Gott ist also nicht eine Person, die außerhalb steht, von außen lenkt und ordnet, es ist
das Inwendigste des Kosmos. Was wir Gott nennen ist diese a-personale Bewusstheit,
die wir mit unserem Verstand nicht begreifen, die überfließt und sich in das ergießt, was
wir Schöpfung nennen. Eckhart kann daher sagen: „Gott ist ein Sich-selbst-Gebären, das
in sich glüht und kocht. … Leben besagt nämlich ein Ausströmen, ein in sich selbst
ergießen.“ (nach Quint, S.35) „Ein sich selbst gebären“.

Es gibt nicht den Gott mit Namen und Bild, mit Verkündigung und Dogmen, mit Tempel
und Verehrung, sondern nur den Gott des Augenblicks. Er hat immer nur das Gesicht der
augenblicklichen Form, in die er sich ergießt. – In jedem Jetzt ist Ewigkeit, ist
Zeitlosigkeit. Der Ozean wirft ständig Wellen und bleibt doch der gleiche Ozean.
So verstehe ich den Anfang des Johannesevangeliums: „Im Anfang war das Wort, und
das Wort war Gott. Im Anfang war es bei Gott. Alles ist durch das Wort geworden, und
ohne das Wort wurde nichts, was geworden ist. Im Anfang war es bei Gott. Alles ist
durch das Wort geworden, und ohne das Wort wurde nichts, was geworden war.“ (Joh
1,1 ff) – „Alles ist durch das Wort geworden“, durch diesen Urgrund den wir Gott
nennen.

Es ist ein Gott, der nicht über oder hinter den Dingen steht, sondern als sie hervorbricht.
Er ereignet sich. Es ist der Gott, der die Schöpfung gleichsam tanzt. Wir sind ein ganz
individueller Tanzschritt dieses Tänzers. Er ist nicht einer, der etwas geschaffen hat und
dann von außen steuert, er ist das Kommen und Gehen selber. Eckhart nennt es ein
Überkochen und ein Sich-selbst-Gebären.“ (Quint).

Der Abgrund dieser Urwirklichkeit offenbart sich in allem, auch im Alltäglichsten, im
Normalsten und Gewöhnlichsten. Man kann nicht davon reden, weil Worte aus unserem
Verstand kommen und im nondualen Raum wertlose Instrumente geworden sind. Diese
Urwirklichkeit ist sprachlos im wahrsten Sinne des Wortes. Alle Religion, Theologie,
Theodizee und Philosophie sollten in dieses transrationale Begreifen hineinführen, aber
keinen Absolutsheits-anspruch erheben. Sie sind wie die Glasfenster einer Kathedrale,
die alle vom einen Licht erleuchtet werden. Wir sollten uns verstehen, als ein Zweig am
Weinstock, den wir Gott nennen. Es existiert nichts, was nicht Zweig am Weinstock
wäre.

Darum sagte Jesus: „Ich und der Vater sind eins." Das gilt für jeden Menschen und für
jedes Geschöpf. Und darum sagt Meister Eckhart: „Gott und ich – wir sind eins. Er wirkt
und ich werde.“ (Quint, 187) und darum sagen die Mystiker: ‚Ich bin Gott', d. h. ‚Ich bin
das Einzige'. Aber da spricht nicht das Ich, sondern der Urgrund, dem das Ich entsteigt.
Dort angekommen interpretieren wir auch unser religiöses Selbstverständnis anders und
deuten auch unsere Heilige Schrift anders. „Mein Reich ist nicht von dieser Welt“, sagt
Jesus zu Pilatus. Da ist kein phyischer Ort, an dem dieses Reich zu finden ist. Es ist hier
und jetzt. Es vollzieht sich als Hier und Jetzt. Um das zu begreifen musst du
wiedergeboren werden“, sagt Jesus zu Nikodemus. Hier und jetzt musst du diese neue
Geburt erfahren. Sie wird dir dein Leben ganz neue deuten. Und du wirst erfahren: In
jedem Jetzt ist Ewigkeit.

Und was ist der Weg in diese Erfahrung. Diesem Urgrund öffnen wir uns, wie sich die
Welle zum Ozean hin öffnet. Das ist das Gebet der Mystik. Ich bin ein individueller Ring
aus diesem „Gold Gott“. Ich bin Ring, aber Ring aus dem Gold Gott. Das ist nicht aus
dem Ich gesprochen, nicht das Ich sagt, ich bin Gott, es ist aus der Erfahrung der
Einheit gesprochen. Es ist die Unio Mystica. Darüber lässt sich weiter nichts sagen. Jedes
weitere Wort führt zu Missverständnissen. Man kann auch niemanden überzeugen. Man
kann nur einbrechen, dann bedarf es keiner Beweise mehr.

Das wirklich Verbindende ist die Leerheit, das Nada eines Johannes v. Kreuz, das
„nackte Sein“ nennt es ein anderer Mystiker. Aber was wir Leerheit nennen ist der
Urgrund aus dem alles kommt. Wer aus einer Erfahrung der Leerheit zurückkommt,
kommt zurück in die Zeit in der er lebt, in die Vorgabe seiner Gene, in seine
Konditionierungen, seine Religion und seine Erziehung. Er wird das Erlebte in diesen
Vorgaben auszudrücken versuchen. Aber er weiß, dass es nur der Wimpernschlag eines
virtuellen Hintergrundes im Hier und Jetzt darstellt. Er benützt die Bilder und Mythen
seiner Religion und seiner Zeit, um das zu deuten, was er auf einer „Nicht-Ebene“
erfahren hat.

Gott will nicht verehrt, Gott will gelebt werden. Er will als dieser Mensch, der ich bin,
gelebt werden. Es existiert eine Ebene in uns Menschen, da gibt es keine Asiaten,
Europäer, Afrikaner oder Amerikaner. Da gibt es keine Buddhisten, Hindus, Moslems,
Juden oder Christen. Da können wir dieses Eine erfahren, aus dem alle Religionen
kommen und auf das alle Religionen hinführen. – In jedem Jetzt manifestiert sich dieses
Eine. In jedem Jetzt ist Ewigkeit.
(Willigis Jaeger)